Liebe Liese 

Literarische Streifzüge durch die Natur

In poetischen Briefen an die „Liebe Liese” nimmt uns die Autorin mit auf eine Reise durch die bezaubernde Natur und durch die Jahreszeiten, und lässt uns innehalten bei bekannten Unbekannten.

Übersicht der Artikel

Gewürzduo

Ysop
Schnittlauch
zum Brief

Wintergewürze

Ysop
Safran
zum Brief

Ysop

Ysop
Ysop
zum Brief

Johanniskraut

Johanniskraut
Johanniskraut
zum Brief

Wegwarte

Wegwarte
Wegwarte
zum Brief

Wacholder

Wacholder
Wacholder
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Rosengallen

Rosengalle
Rosengalle
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Äpfel

Stilleben mit Äpfeln
Edouard Manet: Stilleben mit drei Äpfeln
zum Brief

Mädesüss

Blütenstand von Mädesüss
zum Brief

Schöllkraut

Einzelblüte Schöllkraut
zum Brief

Pfaffenhütchen

Pfaffenhüchten-Früchte
zum Brief

Laub

Espenblätter mit Reif
zum Brief

Schmetterlinge

Segelfalter
zum Brief

Efeu

Efeu
zum Brief

Scharf auf Gewürze

Wie das beliebte Kräuterduo Schnittlauch und Petersilie in unsere Küche und in die Frankfurter Grüne Sauce kam, und was Petersilie mit den Freudenhäusern und Odysseus zu tun hat

Liebe Liese

Wie das beliebte Kräuterduo Schnittlauch und Petersilie in unsere Küche und in die Frankfurter Grüne Sauce kam, und was Petersilie mit den Freudenhäusern und Odysseus zu tun hat

Manchmal schleicht sich der Frühling langsam ein. Du entdeckst die allerersten gelben Blü-ten des Huflattichs, da und dort die noch hellgrünen Blätter des Aronstabs, die ersten Spit-zen des Bärlauchs. Und dann, plötzlich wie über Nacht, bricht der Frühling in voller Pracht herein. Du schaust aus dem Fenster und siehst die Sträucher und Obstbäume erblühen. Du gehst hinaus, entdeckst blühende Kräuter, die du nie gepflanzt hast. Alles scheint so jung, so frisch, so voller Lebenskraft. Du begutachtest die Töpfe, wo die Pfefferminze spriesst und das Johanniskraut sich den Platz mit dem Meerrettich teilt, der Schnittlauch gar die ersten Blütenstängel treibt und die Petersilie? Ihre sattgrünen Blätter lachen dich an. Greif zu, scheinen sie zu flüstern. Greif zu.

Karl der Grosse und unsere Küchenkräuter

Um es vorwegzunehmen: Ohne Karl den Grossen (748 bis 814), König des Fränkischen Rei-ches, später dessen Kaiser, würden wir wohl viele unserer beliebten Küchenkräuter, kaum kennen. Und das kam so. Karl der Grosse herrschte über ein unermesslich grosses Gebiet (siehe Karte). Eine Hauptstadt gab es damals nicht, aber etwa 150 Pfalzen, Residenzen, wo der König mit seiner grossen Hofstatt – bis zu 1'000 Personen soll sie umfasst haben – eine Zeitlang Hof hielt, regierte und dann mit dem ganze Gefolge weiterreiste. Reisekönigtum nannte man diese Form der Herrschaftsausübung. → weiterlesen

Scharf auf Gewürze

Wie Küchengewürze den Winterblues vertreiben, uns zu Tränen rühren, und gegen Grippe und allerlei Gebrechen helfen

Marrakesch, Mai 2022. Noch ehe wir zum «Place des épices» gelangen, ist die Luft erfüllt vom Duft unzähliger Gewürze. Dann treten wir hinaus aus den engen, mit Geflecht und Matten überdachten Gassen der Souks, wo sich ein Ladenlokal an das andere drängt, hinaus auf den in der Sonne flirrenden Platz. Der Name «des épices» trügt, wie ich jetzt, mich um-schauend, erkenne. Inmitten des Platzes türmen sich Berge mit Korb- und Flechtwaren. Im Nordwesten hängen Teppiche allen Couleurs an Brüstungen und Mauern. Nur hier, im Süd-osten des Platzes werden Gewürze verkauft. In geflochtenen Körben und prallen Leinensä-cken lagern getrocknete Kräuter, Rosenblüten, Wurzelstücke, Samen, Knollen. In zinnernen Kübeln sind gemahlene Gewürze in allen Nuancen von Ocker kegelförmig aufgehäuft: Kur-kuma, Curry, Chili, Paprika, Zimt, Muskat – da tritt der einheimische Händler herzu, preist seine Ware, erklärt mir wozu sie gut sind. Er scheint mehr Apotheker als Gewürzverkäufer zu sein. Ich kaufe ein Beutelchen «Ras el Hanout», eine marokkanische Gewürzmischung, und ein Säckchen Safran.

Warum wir wohl so gerne Gewürze verwenden, hast du mich einmal gefragt, und dazu sogar bereit sind, viel zu bezahlen. Deine Frage liess mich nicht mehr los. Ich habe seither viel Erstaunliches und Faszinierendes erfahren. Erdreich gepflanzt habe, verzeiht er mir wohlwollend. → weiterlesen

Ysop

Ein biblisches Kraut und unbekanntes Gewürz, das Likören und der «Grünen Fee» Farbe und Geschmack verleiht

Heute, meine Liebe, schreibe ich dir über das sattblau blühende Gewürzkraut, das dich letzthin so fasziniert hat. «Oh, wie aromatisch!», hast du gerufen, nachdem du einige der Blüten und Blättchen abgezupft, sanft zwischen den Fingern zerrieben und daran gerochen hast. «Es duftet blumig, nach Minze, scheint mir, ein bisschen nach Oregano oder Thymian? Und es schmeckt», inzwischen hast du die zerkleinerten Pflanzenteile zum Mund geführt, «leicht bitter, herb, irgendwie holzig. Was würzt du damit?»

Im späten Frühling hatte ich ein kleines Töpfchen mit Ysop in das Beet mit Pfefferminzen, Salbei und Artischocken gesetzt, weil – so dachte ich damals – Ysop ähnliche Standortan-sprüche habe. Humoser, mit Kompost angereicherten Boden nämlich, in sonniger und wind-geschützter Lage. Der Ysop hat sich seither gut entwickelt, bildet laufend neue Triebe, an denen die von Wild- und Honigbienen scheinbar ununterbrochen besuchten, kleinen, blauen Blüten dicht an dicht sitzen.

Ysop ist ein stark aromatisches Kraut, was nicht erstaunt, ist er doch mit Thymian, Oregano, Salbei und Rosmarin nahe verwandt. Gleich diesen wächst er zu einem sich am Grunde verholzenden Halbstrauch heran, liebt warme, felsige Untergründe, besiedelt Trockenwie-sen und ist Bestandteil der mediterranen Garigue, einer offenen, ein bis zwei Meter hohen Strauchheideformation. Dass ich meinen Ysop in humusreiches, eher feuchtes Erdreich gepflanzt habe, verzeiht er mir wohlwollend. → weiterlesen

Corona Regia

Echtes Johanniskraut – Sonne für die Seele, Balsam für innere wie äussere Verletzungen

Hochsommer. Inmitten des kleinen Kiesplatzes haben sich – einer grünen Insel gleich – Johanniskräuter angesiedelt. Über ihren kräftigen, belaubten, reich verzweigten Stängeln thronen unzählige Blütendolden, deren kleine, goldenen Blüten wie ein himmlisches Feuer lodern. Niemand hat sie dorthin gepflanzt, sie haben sich diese karge, steinige Stelle selber gewählt.

Ob es sich um das heilkräftige Echte Johanniskraut handelt, frage ich mich, denn es gibt etwa ein Dutzend einheimische Johanniskrautarten, und gehe näher, betrachte und befühle einen der Stängel. Ja, er ist stielrund mit zwei Kanten. Als Nächstes zupfe ich eines der Blätter ab und halte es gegen das Licht: Zahlreiche hell durchscheinende Tüpfelchen durchsetzen das Blatt, sodass es wie zerstochen aussieht. Wenige dunkle Punkte befinden sich am Rand des Blattes. Die Tüpfelchen sind Drüsen, die mit fetten Ölen, Harzen und ätherischen Ölen gefüllt sind – einem weiteren Indiz für das Echte Johanniskraut.

Jetzt besehe ich mir die goldgelben Blüten, die dürfen nämlich nicht gleichförmig symmetrisch sein. Tatsächlich: Die Blütenblättchen sind flügelartig verbogen, die Ränder der einen Seite fein gezähnt und schwarzrot gepunktet, sodass die Blüte – von oben betrachtet – wie ein Windrädchen ausschaut. Für den letzten Nachweis muss ich eine der mit zahlreichen, mit kleineren und grösseren Punkten und Streifen versehene Blütenknospen zerquet-schen: Schwarzroter Saft tritt aus. → weiterlesen

Die Leidenschaft der Klytia

Wegwarte – von wildem Chicorée, Kaffeeersatz und Antistressmittel

Erinnerst du dich? Wie wir frühmorgens am Küchentisch sassen, der Mutter zuschauten, wie sie – auf immer dieselbe Weise – das Frühstück zubereitete? Schlaftrunken lauschten wir den vertrauten Geräuschen. Der Wasserhahn wurde kurz aufgedreht. Die Pfanne auf den Herd gestellt. Die Tassen aus dem Schrank geholt. Irgendwann stand der hellblau glasierte, bauchige Kaffeekrug mit dem dazu passenden Filter auf dem Tisch. Wenig später öffnete die Mutter das blau-weiss gestreifte Päckchen mit dem orangen Etikett und löffelte Zichorienpulver in den Papiereinsatz des Filters. Bald roch es tröstlich nach Kaffee und heisser Milch. Niemals aber hätten wir die lieblich blau blühenden Wegwarten, denen wir beim Spielen allenthalben an Wegrändern und in Schutthalden begegneten, mit dem braunen, nach Kaffee duftenden Pulver aus dem blau-weiss gestreiften Päckchen in Verbindung gebracht. → weiterlesen

Von dem Machandelboom

Lagnes, Provence. Zur Mittagszeit im Mai. Zufällig entdecken wir im Zentrum des kleinen Städtchens einen eigenartigen Wegweiser zur «Mur de la peste». Ein vogelartiger Mensch war darauf abgebildet, mit Hut, bodenlangem Gewand, Handschuhen und Stab. Das wunder-liche aber war seine schnabelförmige Maske. Kurzerhand folgten wir der Beschilderung, durchquerten lichte Waldabschnitte und ausgetrocknetes Weideland. Nach etwa einer Stunde gelangten wir zu den Überresten einer Trockenmauer aus locker aufgeschichteten Steinen, die dort in scheinbar gerader Linie von Süden nach Norden mitten durch unwegsa-mes Buschland verläuft.

Zwei Meter hoch soll die Pestmauer einst gewesen sein und siebenundzwanzig Kilometer lang. Wir wanderten auf dem steinigen Weg entlang der Mauer weiter. Es war mörderisch heiss, die Luft durchdrungen von aromatisch harzigen Düften der Garrigue. Bald führte der Weg steil bergan, da und dort lagen, von immergrünem Gestrüpp beinahe verdeckt, kreis-runde und quadratische Ruinen. Wachhäuser? Die Mauer dehnte sich nahezu endlos vor uns aus.

Kaum zu glauben, dass dieser gigantische Schutzwall einst von Bauern, Landstreichern und Kindern in der Rekordzeit von vier Monaten gebaut wurde. Ob er auch nützte? → weiterlesen

Bedeguare

Bedeguare heisst sie, vom Keltischen «bedewar» - die vom Winde Herbeigetragene oder vom Winde Geborene, oder vom Arabisch-Persischem «badaward» - Hauch einer Rose.

Ich erblickte eines dieser grün-rötlichen, apfelförmigen, moosartigen Gebilde irgendwann im Juli, gut versteckt zwischen den langen, niederhängenden Zweigen eines wilden Rosenstrauchs in unserer Hecke zur Strasse hin. Vielleicht fragte ich mich leichthin: Ach, eine Rosengalle? Vielleicht auch: Das Werk einer Rosengallwespe?

Erst als ich eine zweite, dritte und vierte Rosengalle inmitten der sich üppig bildenden hell orangen Hagebutten entdeckte, wurde ich ihrer richtig gewahr. Was wusste ich von diesen seltsamen Früchten? Nichts. Gar nichts. → weiterlesen

Von Avalon über Almaty nach Affoltern

Eine Apfeltrilogie

Teil 1

Unser, unter der Schere niedrig gehaltene, dreissigjährige Apfelbaum sieht erbärmlich aus: Sein nach Norden geneigter Stamm hat sich im Laufe der Zeit leicht nach links gewunden, wie die Längsrisse der Borke deutlich zeigen. Viele seiner Blätter sind braun und schrumpelig, die wenigen kleinen Äpfel entweder bereits am Baum verdorrt, oder mit schorfartigen Flecken übersäht. Mäuse haben dem Baum in den vergangenen Jahren zugesetzt und ganz gewiss die Trockenheit des vorletzten Sommers. Habe ich nicht unlängst noch massenhaft goldgelbe, knackige Äpfel gepflückt? Jäh wird mirbewusst, dass ich von Apfelbäumen nicht die geringste Ahnung habe. → weiterlesen

Teil 2

Er ist rund, gelb bis grünlich, oft rotbäckig und schmeckt zugleich süss und säuerlich, saftig frisch und knackig: Der Apfel. Kein Wunder, dass die teuflisch listige Schlange Eva einst im Paradies mit dem unwiderstehlich verführerischen Apfel köderte, zumindest in den Darstellungen seit der Renaissance.

Doch wann, wie und weshalb ist der Apfel zum Apfel geworden, wie wir ihn heute kennen? Mit diesen Fragen beschäftigen sich viele Forscherinnen und Forscher, und jüngst (Mai 2019) stellte Robert Spengler vom Max-Planck-Institut in Jena die faszinierenden Ergebnisse seiner Studie vor: «Den Apfel könnte man für eine typisch gründlich domestizierte Kulturpflanze halten – stimmt aber nicht», sagt er, «Populationsgenetisch ist der Apfel immer noch wild. Deshalb finde ich den Apfel so spannend. Er passt nicht in unsere Vorstellung von Domestizierung. [...] Das Verständnis, wie und wann Apfelbäume begannen, grössere Früchte zu tragen, ist für die Forschung bedeutsam.» → weiterlesen

Teil 3

Einst, zu Vorzeiten, vermählte sich die griechische Göttin Hera mit Zeus. Da schenkte ihr Gaia, die Erdgöttin, einen Baum mit goldenen Äpfeln, die den Göttern zu ewiger Jugend verhalf. Hera pflanzte den kostbaren Baum in einen Garten, welcher von den Hesperiden, den Töchtern der Nacht, behütet, und von Ladon, dem gefürchteten hundertköpfigen Drachen, bewacht wurde. Herakles (römisch Herkules) aber gelang das Unmögliche: Bei derletzten seiner zwölf Aufgaben, die er zur Sühne seiner schrecklichen Taten lösen musste, gelang es ihm, den Ladon zu bezwingen und eine der Früchte zu rauben, und erlangte so unverhofft die Unsterblichkeit.

In einem anderen Gefilde hütete derweil Idun, die keltische Göttin der Jugend und Unsterblichkeit, goldene Äpfel. Auch diese dientenden dortigen Göttern, den Asen, zu ewiger Jugend. Als Idun einst samt ihren goldenen Äpfeln vom Riesen Thazi geraubt wurde, alterten die Götter sogleich. Mit List gelang es Loki,einem der Asengöttern, Idun aus der Gewalt des Riesen zu befreien, worauf die Götter bald wieder in jugendlicher Schönheit erstrahlten → weiterlesen

Die Wiesenkönigin

Ich begegnete ihr vor sehr langer Zeit. Majestätisch stand sie da, inmitten blühender Wiesengräser in der Böschung zum Friedgraben hin. Ein sanfter Duft nach Mandeln, Vanille und Honig wehte mir entgegen, Bienen und Schwebefliegen umschwirrten die unzähligen kleinen, elfenbeinfarbenen Blüten ihres Hauptes. «Edle, Holde», sprach ich sie leise an, doch sie hüllte sich in würdevolles Schweigen. Tags darauf grub ich sie aus und setzte sie in unseren klitzekleinen Garten neben das Maggikraut. Jahre später verpflanzte ich sie erneut. Seither erhebt sie sich Jahr für Jahr zwischen dem aufblühenden Bärlauch, sie und ihre Töchter, umgibt sich später mit Hexenkraut und wilden Himbeeren und verzaubert das kleine Gartenstück während des Sommers in ein duftendes Paradies für Schmetterlinge, Bienen, Hummeln und Käfer. → weiterlesen

Das Himmelsgeschenk

Frühlingserwachen Ende Februar! Ich stand draussen im Garten und konnte mich kaum satt sehen. Die milde Sonnenwärme liess seit Tagen die ersten Frühlingskräuter austreiben: Einige Krokusse und Primeln blühten längst, die Kornelkirsche war über und über mit hellgelben, bereits da und dort aufspringenden Blütenknospen behangen. Zarte Blattspitzen von Bärlauch und Scharbockskraut durchbrachen allenthalben die dunkle Scholle. In den Blumentöpfen rund ums Haus brodelte es: Die ersten Blättchen von Pfefferminze, Johanneskraut, Gundermann, Zitronenmelisse und Brennnessel drängten ans Licht. Da blieb mein Blick an einem dichten, flachen Wulst gräulich blaugrüner Blätter hängen, die zwischen den Steinen beim Haus hervorquollen. Ich stutzte: Hatten hier tatsächlich Blattrosetten des Schöllkrauts den Winter überdauert? → weiterlesen

Dornröschens Verhängnis

„Gibt es sie noch?“, fragst du mich. „Was meinst du?“ „Von den Sträuchern mit den rosa Früchten, rede ich.“ „Welche Sträucher?“ „Erinnerst du dich denn nicht mehr, wie wir ihre vierteiligen Früchte aufgefädelt haben, als wären sie rosarote Perlen? Wie wir die Kettchen wie Colliers um unsere Hälse, wie kostbare Kleinode um die Handgelenke geschlungen ha-ben?“ „Du meinst...?“ „Ja, genau, diese meine ich!“ „Sind sie nicht giftig?“ „Ach komm schon, man kann alles übertreiben! Damals waren wir so ... unbeschwert und sorglos! Wir kamen gar nicht auf die Idee, diese Früchte zu essen! Kein Mensch kam auf eine solche Idee, auch nicht unsere Mütter. Im Gegenteil, sie gaben uns Nadel und Faden!“ „Ich erinnere mich sehr wohl: Wir sassen auf den sonnenwarmen Stufen zum Garten hin, ein Körbchen mit den gesammelten Früchten neben uns, stachen die Früchte mittendurch...“ „ab und zu piekten wir uns in unsere Finger...“ „...derweil unsere Mütter im Haus drinnen Birnen und Zwetschgen einmachten...“ „...und wir ihnen stolz unseren vergänglichen Schmuck präsentierten!“ → weiterlesen

Laub

Eines schönen Sommermorgens fand ich hässliche, halbrunde Frassspuren an den Blatträndern der damals noch jugendlichen Rebe. Dickmaulrüssler seien die Übeltäter, meinte der Gärtner, nachtaktive Käfer, deren Larven im Boden leben und die Wurzeln von Pflanzen fressen würden. Er gab mir Tipps, wie ich die Schädlinge einsammeln (sie verstecken sich tagsüber im Laubstreu und unter Brettern, die ich deshalb hinlegen solle) und wie ich die im Erdreich schlüpfenden Larven beseitigen könne (mit Wermutbrühe, diese vertreibe gleichzeitig die Schnecken). Im Geiste aber sah ich die gefrässigen Bestien das Laub aller eben gepflanzten Sträucher und Obstbäume in unserem Garten vertilgen und sich ungehindert weiter und weiter vermehren. Trotz meines Entsetzens war ich der festen Überzeugung, dass es schon seine Ordnung haben müsse, irgendwie... → weiterlesen

Schmetterlinge

Flatternde, farbige Frühlingsboten

Bald ist es soweit: Irgendwann im Februar oder März wird mir einer dieser Zitronengelben über den Weg flattern. Nicht irgendwo, nein, meist bei einem besonnten, strauchreichen Waldrand. Wie werde ich mich freuen und erst dann bemerken, wie sehr ich gebangt und gehofft hatte.

Schmetterlinge sind geheimnisvoll und faszinierend zugleich. Unbegreiflich leicht schweben, gleiten, flattern oder schwirren sie durch die Lüfte, diese fragilen Geschöpfe mit ihren far-benprächtigen Flügeln. Wundersam ist ihr Leben: Aus einem winzigen Ei schlüpft eine kleine, unglaublich gefrässige Raupe, die sich mehrmals häutet, um das Tausendfache schwerer wird, bis beim erneuten Abstreifen der Haut nicht mehr die Raupe, sondern eine Puppe zum Vorschein kommt, die scheinbar reglos verharrt. Ist sie tot? Nein, nach Wochen, manchmal Monaten platzt die letzte Hülle, ein völlig anders geartetes, feingliedriges, flügeltragendes Wesen wird geboren, das sich nur von süssem Blütennektar ernähren wird.

Im antiken Griechenland nannten die Menschen die Schmetterlingspuppe denn auch νεκύδαλλο (nekidallo), was „Hülle des Toten“ bedeutet, die Schmetterlinge hingegen „Psy-che“, Atem, Hauch, Seele. → weiterlesen

Summervögel

Federleicht flattern Sommervögel durch unseren sonnenwarmen Garten, gleiten über die Wiese, umkreisen da eine Staude, dort ein Gesträuch, lassen sich auf den zartrosa Blüten des wilden Majorans nieder, den Blüten von Gundelreben, Thymian und Stockmalve. Manchmal gesellt sich ein gleichartiger dazu, dann umschwirren sie sich für kurze Zeit. Unvermutet fühle ich mich leicht, beschwingt und beglückt. → weiterlesen

Efeu - eine tropische Liane

Vor wenigen Jahren, im November. Vom Beerimoos her kommend schritt ich forsch Richtung Grüt. Nebel lag über dem Acker und dem Weidli. Leichter, sanfter Nebel, der sich bereits lichtete, sich sachte senkte und am Waldrand vor mir einige zypressenartige Gebilde freigab. Wie Säulen standen sie da, eine neben der anderen, sich nach oben verjüngend. Satt grün hoben sie sich gegen das dunkle Blaugrau der Tannen ab. Zypressen? Ich riss die Augen auf: Es waren von Efeu dicht umhüllte Fichtenstämme. → weiterlesen

Liebe Liese - das Buch

Eine poetische Hymne auf die bezaubernde Natur vor unserer Haustür

Cover Liebe Lise

Die Autorin nimmt uns mit auf eine Reise durch die Jahreszeiten und lässt uns innehalten bei bekannten Unbekannten. Warum blüht das Schneeglöckchen bei gefrorenem Boden? Wer kennt das verborgene Leben des rosa blühenden Schuppenwurzes? Beim lieblichen Gänseblümchen, mit seinen vielen und vieldeutigen Namen, schlägt sie einen Bogen ins alte Mesopotamien, wo der Himmelsgöttin Istar eine alte Form der Gänseblume geweiht war. Sie nimmt uns aber auch ganz konkret mit in ihren Garten, auf ihre Spaziergänge und Wanderungen, welche zu spannenden und bereichernden Entdeckungsreisen werden.

Historische und mythologische Hintergründe, biologische Fakten und medizinische Anwendungen der Pflanzen werden wie im Nebenbei und auf leichte, oft humorvolle Art erzählt. Die liebevollen Texte sind mit bezaubernden Fotografien illustriert. So weiss der Leser am Schluss des Buches Überraschendes über Scharbockskraut, Huflattich, Gänseblümchen, Mohn, Schnegel (eine Schneckenart), Tollkirschen und viele weitere Pflanzen und Tiere.

Die zwölf Kapitel des Buches, in Form von Briefen an die „Liebe Liese“, sind in sich geschlossen und für sich alleine lesbar. Ein ideales Buch für alle, welche die Natur lieben und sich von Ungewöhnlichem überraschen und verführen lassen möchten.

Über mich

"Verena Berger, Jahrgang 1956, ist Mutter von vier erwachsenen Kindern und lebt seit 1979 in Wettswil am Albis (ZH). Sie engagiert sich seit mehr als zwei Jahrzehnten im Vorstand von verschiedenen Umweltorganisationen für die Erhaltung von Natur und Landschaft und hat sich dabei ein breites Fachwissen angeeignet.

Als enthusiastische Kennerin und unermüdliche Entdeckerin schafft sie es immer wieder, sich selber und ihre Mitmenschen von der einheimischen Tier- und Pflanzenwelt zu begeistern.

Verena Berger hat sich drei Mal mit Auszeichnung an den Novemberschreiben.ch beteiligt. Ihre beliebten Artikel zur Natur im Siedlungsraum sind während fünfzehn Jahren in der Wettswiler Gemeindepublikation und eine Auswahl davon in 2013 erstmals in Buchform erschienen. Seit 2000 arbeitet Verena Berger als selbständige Webdesignerin für Kunden aus verschiedensten Branchen und Non-Profit-Organisationen." (Klapptext Buch)